Leider muss ich sagen, dass, was das Wetter anbelangt, unser Urlaub in Norddeich bisher ziemlich ins Wasser gefallen ist. Zwar hat es nicht übermäßig viel geregnet - wobei wir jedesmal trotzdem ziemlich nass geworden sind - aber es ist die ganze Zeit sehr windig, jedenfalls für einen Wuppertaler, der es gewohnt ist, von Bergen abgeschirmt zu werden. Bei unserer Ankunft schien gerade noch die Sonne. Als wir aber vor unserer Unterkunft auf den Schlüssel warteten, öffnete sich der Himmel und siehe, wir wurden ziemlich nass und es ward kalt. Nach dem Verlust einiger Smartphones während der Zugfahrt war dies unser zweiter Schock. Der nächste kam, als wir feststellen mussten, dass unser W-Lan in der Wohnung nicht funktionierte. Hilfe vom Vermieter wurde wochenendbedingt auf nordisch-herb-höfliche Art von Frau DeVries abgelehnt (Mittlerweile ist das Problem behoben.).
Johann hat folgendes erlebt:
"Ich habe viel am Strand gebuddelt, eine Rutsche aus Sand gebaut und Mama gefragt, ob ich durchs Fernrohr gucken darf, wobei man ein Geldstück reinwerfen muss, was Mama aber nicht erlaubt
hat. Und sonst habe ich einmal quer das Schwimmbad angeguckt und den Spielplatz mit Bagger, den man ganz einfach drehen kann. Und ich habe den Wasserhahn angemacht. Ich habe
Schwimmregeln gesehen, dass man andere nicht nassspritzen soll. Morgen würde ich dann mal zu einem Labyrinth gehen.
Ich habe heute eine neue Sportart erfunden: Das sogenannte Kitejogging. Man zieht eine weite Regenjacke an, läuft einige Kilometer gegen den Wind, um sich anschließend mit aufgeblähter Jacke in die andere Richtung vom Rückenwind über den Deich blasen zu lassen. Sehr empfehlenswert!
Heute waren wir in Norden erst in einem Schuhgeschäft. Das war viiiiiiiiel cooler als das in Ronsdorf!! Dann waren wir in einem Café in einem Supermarkt und einem Kleiderladen! Am Nachmittag waren wir noch lange auf dem Spielplatz. Richard hat die ganze Zeit erzählt, wie aufgeregt er wegen seines Geburtstags ist. Später beim Skullking-spielen hat Johann mit über 3000 Punkten verloren, weil er immer darauf gewettet hat, dass er 1600 Stiche bekommt!
Schon lange bevor wir uns in Richtung Norddeich aufgemacht haben, waren unsere Kinder Richard und Luise aufgeregt gewesen. Nicht nur wegen der Reise, sondern weil sie hier ihre Geburtstage feiern würden. Genau genommen war die Aufregung darüber schon zu spüren, als wir vor einem Jahr den Urlaub buchten. Richard hat nun mittlerweile gefeiert und seine Lego-Geschenke zusammengebaut. Er hatte sich außerdem gewünscht, ein großes Schnitzel mit Pommes auswärts mit Familie essen zu dürfen. Also sind wir ins erste Schnitzel-Restaurant gegangen, was wir finden konnten, und hofften das Beste. Nachdem wir uns trotz Androhung von Regen auf Wunsch des Geburtstagskindes draußen hingesetzt hatten, kam der Kellner und wir nahmen die Bestellungen auf. Bei jedem Kind fragte er aufs Neue, ob es denn eine Kinderportion sein solle, was jedesmal verneint wurde (Johann ist ja immerhin erst fünf.). Als er abzog war ihm seine Skepsis, ob wir denn das alles aufessen würden, anzusehen. Er kann ja nicht ahnen, dass wir im Kindergarten als die Familie der Futterbären bekannt sind. Jedenfalls bekam er große Augen, als er später wiederkam, um zu kassieren, und feststellte, dass wir außer sieben Zitronenscheiben alles aufgegessen hatten: Einen großen Fischteller mit Pommes, eine Riesenbratwurst mit Pommes für die junge Dame Luise, und drei große Wiener Schnitzel mit Pommes. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte von seinem Essproblem, nämlich dass er einfach partout nicht zunehmen könne, egal wie viel er auch essen würde. Immer bliebe er schlank. Welch wunderbares, traumhaftes Problem dachte ich so für mich, ohne es laut auszusprechen. Das Essen war übrigens sehr lecker!
Seit Tagen stürmte und peitschte es; das Ohrensausen gegen den Wind war wie ein Orkan; ständig fiel unser armer Sonnenschirm auf der Terrasse um; und nun herrschte
endlich Stille! Zum Erstaunen aller zeigte sich am Himmel sogar ein Körper, von dem die Alten uns gefühlt während unserer Kindheit berichtet hatten, damals am Lagerfeuer unterm Regenschirm: Eine gleißende
Kugel, welche so hell sei, dass man nicht hineinschauen könne und die eine Hitze ausstrahlt, dass es einen nur so erschlägt! Dass sie einem die Haut verbrennen könne, gehörte lange Zeit für mich ins
Reich der Ammenmärchen!
Wir nahmen dieses unerwartete Ereignis zum Anlass, eine längere Wanderung auf und am Deich zu unternehmen, um am Ende unseres Weges sich möglicherweise vis-à-vis mit einem der legendären
Deichschafe zu finden. Nachdem wir unser wie üblich üppiges Frühstück zu uns genommen hatten, schwangen wir uns auf die Füsse und bewegten uns Richtung Wasser. Ich war überrascht vom Wandel
der Farben, welchen das Meer durchlebt hatte: Das sonst so trübe Grau war einem genauso trüben Grau-braun gewichen. Allerdings mit blauem Himmel, was zumindest eine Verbesserung darstellte.
Während unserer Wanderung wurde mir angesichts des gräulichen Farbtones der Nordsee klar, warum die Friesen den ungewohnt farbigen Anblick von Früchtetee meiden und stattdessen lieber dem
Genuss von traurigem, aber familiär-triste aussehendem Schwarztee frönen! "Papa, als du geboren wurdest, gab es da schon Fernsehen?", fragte mich heute Richard. "Ja, das gab es schon",
antwortete ich. "Aber war das Farbfernsehen auch schon erfunden?", fragte darauf Luise. "Ja", sagte ich wiederum gewohnt wortgewandt, "allerdings noch nicht so lange und man hatte damals -
heute kaum vorstellbar - höchstens einen Fernseher, und der war eher quadratisch." Jedenfalls denke ich, dass das Farbfernsehen sicher nicht an der Nordsee erfunden wurde. Wer hier lebt,
hat, glaube ich, dafür nicht die Vorstellungskraft und auch gar nicht das Verlangen nach Fernsehen in Farbe.
Nachdem wir unser Ziel erreicht hatten und die Schafe, eine von Gott mit begnadeter Doofheit ausgestattete Art, bewundert hatten, machten wir uns auf den Rückweg und siehe da: Die heißen
Sonnenstrahlen wurden auf einmal feucht durchwachsen, der Regen kühlte endlich wieder unsere verbrannte Haut und die See wechselte ihre Farbe in einem atemberaubenden Spektakel von grau-braun
nach nur-noch-grau. Kein Wunder also, dass so heißblütige Tiere wie Schafe die Nähe zur Nordsee lieben!
Das Hauptthema der beiden vergangenen Tage war in unserer Familie Johanns Angst vor der Schifffahrt. Denn wir hatten uns vorgenommen, an einem Tag unseres Urlaubs mit der Fähre einen
Tagesausflug nach Norderney zu unternehmen. Die Lust darauf war dadurch gesteigert, dass der Strand in Norddeich momentan wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Und das, wo wir einige große Strandfans
in der Familie haben! Das Problem bestand nun darin, dass unser Kleinster, Johann, in den letzten Wochen des öfteren sich mit Begeisterung ein Buch hatte vorlesen lassen, in dem es
in allen Facetten um den Untergang der Titanic geht. Außerdem beschäftigen sich unsere Kinder gerne mit Büchern oder Sendungen über Tiere und eben auch Meerestiere.
Als wir nun die Planungen für unsere Schifffahrt in Angriff nahmen, war Johann zunächst schweigsam. Später fing er an zu jammern und zu schluchzen, dass er auf keinen Fall auf ein Schiff möchte
und auf jeden Fall zu Hause bleiben würde usw..
Nach einigen Mühen, konnten wir ihm entlocken, wovor er Angst hatte:
Als wir einmal im Hafenbereich waren und sich die Mama dem Wasser auch nur annäherte, bekam er Panik und ich musste ihn trösten und versprechen, dass das völlig ungefährlich ist. Danach redeten seine großen Geschwister ihm immer mal wieder hartnäckig und fürsorglich ein, dass bei einer Schifffahrt heutzutage nichts passieren könne, dass es früher, also vor 1000 Jahren, in der Tat gefährlich war, heute aber alle Schiffe absolut sicher sind und von allen sichersten Schiffen der Welt das unsrige das allersicherste ist. Ich war mir nicht sicher, ob das Johann beruhigen würde und hatte insgeheim schon Pläne für eine mögliche Krisensituation geschmiedet. Aber Luise und Richard hatten Erfolg! Als es schließlich zum Schiff ging, war von Johanns Angst nichts mehr zu spüren und er ging selbstsicher und abenteuerlustig auf die Fähre! Auf der Insel gibt es einen schönen Spielplatz, der unseren Kindern gut gefiel: Richard fand - endlich - Fussballfreunde; Johann konnte mit Kindern in seinem Alter im Sand spielen und Luise hat Muscheln gesammelt. Auch Eva hat das heranrauschende Wasser sehr genossen. Später waren wir in Norderney-Stadt und haben einige unter Insidern bekannte Geschäfte besucht, darunter einen Buchladen und einen Laden für Barfussschuhe. Während der Rückfahrt hat sich Johann dann zu einem begeisterten Seemann entwickelt, der von den Wellen, die an das Schiff schlugen, ganz fasziniert war.
Ungewöhnliche Situationen verlangen nach ungewöhnlichen Taten! Das wissen auch schon die Jüngsten. Nach anderthalb Tagen des in der Ferienwohnung Ausharrens und des Wartens
auf besseres Wetter war für unseren Richard ein weiteres Warten auf Fussballspielen nicht mehr hinnehmbar. Daher fragte er mich am Abend, als es draußen erträglicher wurde, ob ich noch
mit ihm in einen Park zum Kicken gehen würde. Johann schloss sich uns an, und so zogen wir zu dritt mit Regenjacke, Wasserflasche und Ball ausgerüstet los. Mitten auf dem momentan schlecht
gemähten Rasen stehen zwei mittelgroße Bäume im Abstand von zwei Metern, die sich gut als Torpfosten machen. Richard zog seine Torwarthandschuhe an. Johann und ich versuchten gemeinsam,
den kleinen Ball an Richard vorbei zwischen die Bäume zu schießen. Johann nimmt beim Fussball gerne sehr viel Anlauf. Dann rennt er, den Ball vor sich, auf Richard zu und mitten
in seinen Bruder hinein, so dass beide in einem Kuddel-Muddel zu Boden gehen. So auch heute. Das ging eine Weile, dann wurde Johann langsam müde. Außerdem war unser Team gegen Richard nicht
besonders erfolgreich gewesen.
Was nun geschah, kommt einer taktischen Revolution des heutzutage so faden, niveau- und gefühllosen Fussballs gleich:
Plötzlich setzte sich Johann ins Gras und sagte mir leise:"Papa, pst! Ich spiele jetzt nicht mehr. Ich sammele jetzt stattdessen Glücksgras! Das bringt uns Glück und dann gewinnen wir!
Aber Richard darf das nicht wissen!" Und damit hockte er sich hin und fing an, Gras abzurupfen und sich damit die Hosentaschen vollzustopfen. Ich war wegen dieser spielerischen
Finesse anfangs verblüfft und zweifelte daran! Aber tatsächlich begann Richard nun lauter Fehler zu machen: Seine Schüsse trafen den Baumzwischenraum nicht mehr, seine Annahmen wurden
schlampig und allgemein war das Spiel ausgeglichener. Als Richard bemerkte, was Johann da so trieb, kam er und fragte: "Johann! Wenn du das Gras mit nach Hause nimmst, schmeißt es der Papa
doch sofort in den Müll!" Ich schlug vor, es in eine Tüte zu tun. Johann erklärte: "Wenn das Glücksgras alt wird, verbraucht sich das Glück. Dann kann man das Gras wegschmeißen und ich
sammle dann neues." Er war auf dem Rückweg wirklich lustig anzusehen, die Taschen bis zum bersten voll mit Gras!
Johann hat in Norddeich offenbar seine Liebe zu Pflanzen entdeckt. An bestimmten Stellen unserer Wege hier wachsen seine Lieblingsblumen, welche bei jedem Passieren
ausgiebig gestreichelt werden, während er liebevoll mit ihnen spricht.
Ein Sitzsack ist doch recht umständlich mit der Bahn in den Urlaub zu transportieren. Auch momentan völlig überflüssig, da, Corona sei Dank, die Deutsche Bundesbahn wenig überfüllt ist und
man daher auf den zu diesem Zweck standardmäßig eingebauten Sitzen der Züge bequem Platz nehmen kann. Noch schwieriger gestaltet sich der Transport von Pferden im Fahrradwaggon.
Dies sind im Wesentlichen die Gründe dafür, dass wir die Geschenke zu Luises elftem Geburtstag - Sitzsack und Reitstunden - lieber zu Hause gelassen haben. Da nun Luise nicht, wie bei unseren
Jungs üblich, erstmal stundenlang ihre Geschenke zusammenbauen musste, konnte das Geburtstagskind den Tag in ihrem Sinne gestalten! - Halt!!!: Corona schränkt das natürlich ein!
Denn eigentlich wollte Luise in das Norddeicher Erlebnisbad "Ocean-Wave", welches aber bis auf weiteres ausgebucht ist und man ohnehin nur zwei Stunden schwimmen darf (dann wird immer erstmal
eine Stunde gereinigt und desinfiziert), wobei die Attraktionen - z.B. die Wasserrutsche - gesperrt sind. Ein Riesenspaß für die ganze Familie (bis auf die Kinder und die wasserscheue Mama)!
Was ist die Alternative? Also wieder ab auf die Insel. Norderney ruft! Das grobe Prozedere habe ich ja bereits beschrieben: Spielplatz, Buchladen etc.. Der Vorteil diesmal: Keine Sonne, dafür
schlechtes Wetter! Als wir uns dem Insel-Hafen näherten, war auf einmal nicht mehr klar, ob das Schiff gekentert und wir alle in der Nordsee verstreut schwammen oder ob sich der Himmel mittels eines
Wolkenbruchs nie dagewesenen Ausmaßes gegen die gesamte Nordhalbkugel gewandt hatte. "Bitte verlassen Sie den Ausgangsbereich!" Eine freundlich-friesische Stimme ermutigt uns, den überdachten
Terminal auf Norderney in Richtung Regen zu verlassen. Wir haben also überlebt!
Trotzdem: Wie soll man sich seine gute Laune bewahren? Antwort: Gar nicht! Die Kinder bekommen es ab! Mist! So sollte das eigentlich nicht sein. Wir suchen Unterschlupf in einem kleinen Museum
am Hafen. Das Thema hier: Watt und watt es damit auf sich hat. So wie alle Museen an der Norddeutschen Küste. Ich bin ein großer Freund von Wattwanderungen, wenn ich zu Hause bleiben darf.
Der Wattwurm ist das schönste Tier gleich nach dem Nacktmull, finde ich. Das Museum ist hoffnungslos überfüllt. Zwei Stunden Wartezeit. Wir suchen das Weite, denn der Regen hat sich abgeschwächt.
Es gibt auch andere Lichtblicke. Wir geben uns friesischen Genüssen in einer Bäckerei hin. Ich esse einen Donut und trinke Latte Macchiatto. Das Leben hat also doch Sinn.
Warm und feucht dringt eine Brise an mein Ohr. Es kitzelt leicht, so dass ich schmunzeln muss. Ein Hauch von Abenteuerlust und Geheimnis liegt in dieser Luft. Bin ich etwa in der Karibik?
Bei Sonnenschein unter Palmen?
Wieder dieser Hauch! Alle schauen interessiert.
"Wenn das ganze Geld hier echt wäre, Papa, dann würde ich zu Hause eine Klappe haben. Und neben der Klappe, Papa, weißt du, Papa, da ist eine Knopf! Und wenn ich den Knopf drücke, weißt du,
Papa, was dann passiert?: Dann öffnet sich die Klappe im Boden und durch die Klappe, Papa, weißt du, Papa, wo ich dann hinkomme, Papa?" Ich bin gespannt! "Dann, Papa, kann man durch die Klappe
über eine lange tolle Rutsche in die Paw-Patrol-Welt rutschen. Direkt von zu Hause aus, Papa!" Für alle Unwissenden: Paw-Patrol ist eine realistische Kindersendung, bei der ein kleiner
Junge mit Hilfe von einigen Helfer-Hundewelpen, die mit hochtechnisierten Rettungsrucksäcken, welche sich durch Bell-Laute sprachsteuern lassen, ausgestattet sind, ständig die total
dämlichen Erwachsenen einer amerikanischen Kleinstadt retten. (In Kinderserien sind die Kinder und auch Tiere bis einschließlich des allerkleinsten Regenwurmbabys ja immer viel schlauer als
die Erwachsenen.)
Nochmal der Hauch!
"Papa, wenn das ganze Geld hier echt wäre und ich so viel hätte, dann würde ich zu Hause einen Schrank hinbauen, Papa, weißt du, was der könnte, Papa? Und neben dem Schrank, Papa, weißt du,
Papa, da ist ein Knopf! Und wenn ich den Knopf drücke, weißt du, Papa, was dann passiert?: Dann öffnet sich der Schrank und heraus springt daraus ein Lego-Ninjago-Mensch, aber in echt!"
Johann ist offenbar fertig damit, mir seine geheimsten Wünsche ins Ohr zu flüstern. Ich berühre mein Ohr: Ich bin überrascht, dass sich keine Tröpfen gebildet haben. Den Begriff "Aerosole"
kennt Johann noch nicht. Aber wir gehören ja dem selben Stall an.
Es hat sich eingeregnet. Gleichmäßig und meditativ plätschert es draußen auf die Terrasse unserer Ferienwohnung.
Unsere Ausflugstätigkeit haben wir eingestellt. Stattdessen haben wir uns darauf spezialisiert, lange auszuschlafen und am Nachmittag Monopoly zu spielen. D.h., man beginnt am Nachmittag
und ist dann irgendwann kurz vor Mitternacht fertig. Johann staunt immer wieder über die großen Mengen an Geld, die durch seine Hände fließen. Das regt die Phantasie an. Auch die anderen
überlegen jetzt, was sie mit dem Geld machen würden. Richard würde sich einige größere Brüder kaufen, mit denen er Fussball spielen kann. Mein Vorschlag: Den Urlaub umbuchen auf Karibik.
Eva ist begeistert! Mittlerweile sind alle vom Nordseefieber geheilt. Im nächsten Jahr geht die Reise sicher nicht in diese Richtung. Obwohl es natürlich schön ist, mit der ganzen Familie
zu spielen. Alle sind mit Herz und Seele dabei. Johann fängt immer an zu heulen wie ein Wolf, wenn er verliert. Es wird wie verrückt gehandelt und gefeilscht. Der eine versucht es mit
Tricks, die andere mit schönen Worten und großen Augen. Heute Abend habe ich Glück: Nach immer wiederkehrenden Engpässen kann ich meine Situation stabilisieren, während die anderen nach
und nach Pleite gehen. Richard verliert alles, aber seine Mutter spannt für ihn einen Rettungsschirm und stattet ihn mit einigen Straßen neu aus. Dann gehen sie beide Pleite. Für
heute habe ich mich behauptet. Aber das wird immer seltener.
Gelegentlich gehe ich noch vor die Tür, um auf dem Deich zu joggen. Ich ignoriere das Meer und schaue es nicht an. Denn auch das Meer ignoriert mich und schaut mich nicht an. So haben wir
immerhin einen Modus gefunden, miteinander umzugehen. Aber unsere Zeit in Norddeich nähert sich dem Ende. Am Samstag geht es nach Hause. In Wiedensahl ist besseres Wetter.
Die Bäckereifachverkäuferin sagte mir, ein solch verregnetes Jahr hätte sie noch nie erlebt. Soll ich ihr glauben? Lieber nicht. Wir beginnen nun ein neues Kapitel unseres Urlaubs und
tauschen die Nordsee gegen das Steinhuder Meer ein. Das hat uns bisher immer gut gedient. Auf Wiedersehen Norddeich! Wir sind trotz allem nicht abgeneigt, es in einigen Jahrzehnten noch
einmal mit Dir zu probieren!